Meine erste Bad Feilnbacher Chorwoche
Haupt-Reiter
Nachdem ich nun beinahe zwei Jahre im Männerchor singen darf und viel von der Bad Feilnbacher Chorwoche gehört habe, war es dieses Jahr soweit: ich konnte selbst teilnehmen. Nach der Anmeldung für den gemischten Chor und den obligatorischen Männerchor wartete ich gespannt auf den Ostermontag...
Nach der Fahrt durch die wunderschöne Landschaft kamen Michi, Gabor und ich zur Anmeldung beim Kistlerwirt an. Schon hier wurde eines ganz deutlich: die Bad Feilnbacher Sänger sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Gerade erst angemeldet trafen Michi und Gabor jede Menge alte Bekannte. Ich wurde sofort freundlich aufgenommen und merkte: unter Sängern herrscht ein besonderes Kilma. Sehr gefreut hat mich, daß es viele Sängerinnen und Sänger in meinem Alter - und auch deutlich jünger! - gab. Nach der anschließenden Eröffnungsveranstaltung bezogen wir erst mal unser gemütliches Quartier und schon am Abend ging es mit den ersten Proben los. Sowohl im Männer- als auch im gemischten Chor gab es erst mal einen Überblick über das was uns die nächsten Tage erwartet.
Die Probentage begannen mit dem Einsingen. Nicht nur ein paar Minuten - nein - gleich eine halbe Stunde erwärmten wir unsere Stimmen. Aber während das Einsingen zu Hause doch eher nötige Routine ist - nichts für ungut, Michi - habe ich mich in Bad Feilnbach regelrecht darauf gefreut: Jeden Morgen übernahm ein anderer Chorleiter die Aufgabe und jeder war bemüht, nicht nur die Stimme aufzuwärmen, sondern uns auch gut zu unterhalten. Das beste Beispiel ist Max Frey, der uns bald seinen "Südfrüchte - Kanon" beibrachte. Dieser wurde der Ohrwurm für den Rest der Woche. Einer von uns Dreien fing immer irgendwann mit einem freundlichen "Mango, Mango, Mango" an. Wenn nicht, dann überholte uns beim Weg zum Essen ein Mitsänger, der uns mit "Ananas - Banane - Hmmmm!" wieder daran erinnerte.
Nach dem Einsingen ging es mit den Chorstudios weiter. Im Männerchor hatte ich die Freude, unseren Chorleiter Rudi Chizzali kennenzulernen. Den ehemaligen Südtiroler Opernsänger merkte man Ihm wohl an. Die ganze Woche arbeitete er mit uns an Stimmbildung, Ausdruck, Atmung und Betonung. Er legte großen Wert darauf, daß wir den Text richtig verstehen um ihn richtig singen zu können. Rudi hat mir in der kurzen Zeit viel beibringen können. "Die Zange öffnen", um die Verbindung zwischen Brust- und Kopfstimme zu schaffen, ist eine Technik, die ich sicher anwenden werde, wenn es wieder mal hoch hinaus geht.
Das andere Chorstudio war der große gemischte Chor. Mit ca. 100 Sängerinnen und Sängern war alleine die Menge beeindruckend. Da ich bisher ausschließlich im Männerchor sang, war es ungewohnt den Frauenstimmen zu lauschen: meistens war es schön ;) Aber Scherz beiseite - auch wenn das bei dem Stil von Jürgen Faßbender, unserem Chorleiter im gemischten Chor, gar nicht so leicht fällt. Mit einer unglaublichen Leichtigkeit und stets einem kleinen Scherz auf den Lippen lehrte er uns die korrekte Phrasierung und ordentliche Betonung der bei Ihm gesungenen Stücke. Beim schwedischen "I himmelen, I himmelen" war das sowohl klanglich als auch sprachlich eine Herausforderung! Neben anspruchsvoller Literatur wie "Jubilate Deo" und "Die stille Wasserrose" sangen wir aber auch lustiges wie "Voro, Voro": Ein Stück das sehr authentisch russisch klingt, auch wenn keine Silbe davon russisch ist. Bei den Proben dazu lachten wir Tränen, erst Recht wenn die Männer streng dreinschauen mussten während Herr Faßbender Grimassen schnitt, um die Damen in die richtige Stimmung zu bringen. Gleich danach ging es allerdings gleich wieder damit weiter, wie die Silben der "Stillen Wasserrose" ordentlich betont werden und wie Konsonanten vor dem Aussterben gerettet werden.
Auch wenn gerade nicht geprobt wurde, war es niemals langweilig. Abends gab's meist noch ein Gläschen Wein beim Kistlerwirt in der geselligen Runde. Am Dienstag hätte es einen Volkstanzabend gegeben. Allerdings konnten wir "leider" nicht daran teilnehmen, da die Chorprobe in Kirchseeon deutlich wichtiger war. Irgendwie ging es auch dort mit Feilnbach weiter, da wir u.a. "Gloria in Excelsis", das auch aus Feilnbach stammt, probten. Das vierte Mal Einsingen an dem Tag war dann aber doch etwas viel...
Der Lohn für die Mühen waren die beiden Konzerte gegen Ende der Chorwoche. Das geistliche Konzert am Freitag war schon allein wegen dem Gesang in der Kirche etwas besonderes. Immerhin 24 Lieder von zehn Chören wurden aufgeführt. Unsere Abordnung aus Kirchseeon war mit insgesamt sechs Stücken dabei. Unser Beitrag reichte von einem Ave Maria über das erwähnte schwedische "I himmelen, I himmelen" bis zum traditional "Down to the river to pray".
Mir persönlich hat jedoch das weltliche Abschlußkonzert am besten gefallen. Diesmal wurden 23 Stücke vorgetragen. Im gemischten Chor sangen wir z.B. "Voro, voro", wobei das Publikum vor Lachen beinahe von den Stühlen fiel. Bei dem romantischen Lied "Riport'a me" und dem lustigen "Die verlorene Rippe" aus dem Männerchor gab es buchstäblich tobenden Applaus - ich habe Beweisaufnahmen! Wenn man auf der Bühne steht und diesen Applaus hört ist das Balsam für die Seele und Lohn für die Mühe.
Mein Ergebnis für die Chorwoche ist: Ich war vorher schon positiv eingestimmt, aber so schön hätte ich es mir nicht vorgestellt. Auch beim Schreiben dieses Textes, doch schon einige Zeit später, summe und singe ich die gelernten Lieder vergnügt vor mich hin. Ich glaube so ist es ideal: mit viel Freude habe ich viel gelernt. Wann kann ich mich für das nächste Jahr anmelden?
Abschließend möchte ich mich beim Männerchor Markt Kirchseeon bedanken, der den Besuch für mich möglich gemacht hat. Bei Michi und Gabor bedanke ich mich für Ihre Hilfe und Unterstützung, die ich als Neuling auf der Chorwoche doch recht ausgiebig nötig hatte.
Markus Grunwald
Notenwart und Webmaster